Stärken und Schwächen von SharePoint 2010

Gefühlt gibt es kaum Menschen, die mit ihrem SharePoint 2010 zufrieden sind. Aber woran machen sie das nur fest? Wurde ihnen zuviel versprochen? Aus welchem Blickwinkel hat sich ihre Meinung manifestiert? – Meiner Meinung nach sollten bei dem Versuch der Beantwortung nicht nur die vermeintlichen Schwächen eines SharePoint 2010 berücksichtigt werden. Auch die etwas gröbere Sichtweise (High-Level-Sicht), was denn ein SharePoint 2010 überhaupt ist und was dessen Funktionsumfang und deren besondere Stärken sind müssen in die Betrachtung einfließen.

Was ist SharePoint 2010?

Die interessanteste Frage überhaupt kann man gut mit einem historischen Rückblick beantworten, denn die Produktnamen der SharePoint-Versionen 2001, 2003, 2007 und 2010 haben sich im Laufe der Zeit geändert.

Alle Produktlogos beinhalten den Produktnamen, welcher sich im Laufe der vier bisherigen Versionen geändert hat.

Die Produktlogos der SharePoint Versionen 2001, 2003, 2007 und 2010.

Die ersten beiden Versionen beinhalteten das Wort “Portal”, was laut Wikipedia ein Anwendungssystem bezeichnet, “das sich durch die Integration von Anwendungen, Prozessen und Diensten auszeichnet. Ein Portal stellt seinem Benutzer unterschiedliche Funktionen zur Verfügung, wie beispielsweise Personalisierung, Sicherheit, Navigation und Benutzerverwaltung.” (Quelle: Wikipedia, 28.06.2012)

Seit dem Jahr 2002 ist SharePoint ein Teil von Microsofts Produktstrategie. Von daher wundert es nicht, dass in der dritten Version das Wort “Portal” durch “Office” ersetzt wurde, was die tiefe Integration der eigenen Office-Produkte (Outlook, Word,…) hervgehoben hat.

Microsoft selbst sagt immer gern, dass SharePoint ihr am schnellsten wachsendes Server-Produkt ist. Vom Erfolg getrieben, benötigt die akutelle Version SharePoint 2010 keine beschreibenden Worte mehr. Jeder kennt den Produktnamen. (Aus Marketingsicht wurde also alles richtig gemacht. ;-))

Und es gibt sehr viele Firmen, die SharePoint im Einsatz haben (es wird von Prozentzahlen zwischen 30-50% gemunkelt). Allerdings wird der Funktionsumfang nur selten erfasst. Gartner bspw. zählt SharePoint 2010 zu den Top 3 ECM-Systemen (auch wenn das nur ein Teil des Funktionsumfanges ist). Auch die Real Story Group hat Einordnungsprobleme und spendiert SharePoint einen eigenen Hauptmenüpunkt – wohlgemerkt neben allgemeinen Fachbegriffen wie Web CMS, DMS, Portalen, Collaboration und Suche.

Nicht nur Real Story Group hat Einordnungsprobleme. SharePoint ist überall.

SharePoint als eigener Menüpunkt neben Web CMS, ECM, DMS, Portalen, Collaboration und Search (Quelle: realstorygroup.com)

Was ist denn nun SharePoint? Ich glaube die beste Beschreibung geben die Marketing-Experten von Microsoft selbst (hier). Es gibt leider keinen Satz, der es gut beschreibt, wobei mir dieser hier noch am besten gefällt: “The Business Collaboration Platform for the Enterprise and the Web”.

Fazit: SharePoint 2010 bringt alles mit, was man heutzutage im Unternehmen benötigt, um eine webbasierte Zusammenarbeit zu ermöglichen. (Der oft genutzte Vergleich mit dem Schweizer Taschenmesser ist an dieser Stelle nicht unangebracht. ;-))

Allerdings (und das ist mein ganz persönlicher Hinweis) kann ein Generalist wie SharePoint nicht mit Spezialisten verglichen werden. Das käme dem Vergleich von Äpfeln mit Birnen gleich.

Was sind die Stärken von SharePoint 2010?

Aus High-Level-Sicht sind die folgenden Punkte als Stärken von SharePoint anzusehen:

  • SharePoint ist Teil von Microsofts Produkt-Strategie. Es werden also nahezu alle Produkte von Microsoft in SharePoint integriert. Ein Beispiel ist die Integration in die Office-Produkte.
  • SharePoint erfüllt alle Anforderungen an ein Portal.
  • SharePoint stellt verschiedene Funktionsstufen und Lizenz-Modelle zur Verfügung. Ob Foundation oder Server, On-Premise oder ein Cloud-Anatz – es gibt viele Möglichkeiten.
  • SharePoint ist eines der führenden ECM-Systeme.
  • SharePoint wird von einer immer größer werdenden Zahl von Unternehmen eingesetzt.
  • SharePoint hat eine starke Community (Blogger, MVPs, CodePlex, Third-Party-Anbieter wie Nintex, K2, AvePoint,…).

Aus der Architektur-Sicht sehe ich folgende Punkte als Vorteile:

  • SharePoint erfüllt Standards (APIs, SOA-Interfaces, Accessability, valid Xhtml 1.0).
  • SharePoint unterstützt verschiedene Authentifizierungs-Mechanismen (Claims-Based Auth).
  • SharePoint ist skalierbar (auch geografisch – hier ein Beispiel).
  • SharePoint-Eigenentwicklungen sind mit Standard-Werkzeugen (Visual Studio, SharePoint-Designer) möglich und beruhen auf Standard-Frameworks (.Net, SharePoint-SDK).

Was sind Punkte, die zu echten Problemen werden können (die Schwächen)?

Aus High-Level-Sicht führen die folgenden Punkte zumeist zu Problemen und sind damit als Schwächen anzusehen:

  • Die Zusammensetzung der Lizenzierungskosten für Server und Nutzer sind nicht trivial.
  • Es wird eine Strategie zur Einführung von SharePoint benötigt. Das inkludiert das Anforderungen, Infrastrukturen, Rollen- und Rechte Berücksichtigung finden müssen.
  • Große SharePoint-Farmen benötigen eine komplexe Infrastruktur. Hierfür werden Experten in den Bereichen Active Directory, Windows-Server-Betriebssysteme, MSSQL-Server, SharePoint-Server, Security, Hardware, Netzwerk, Betrieb, Test,… benötigt.
  • Überbewertung nicht ausgeprägter Stärken. SharePoint ist bspw. kein pures ECMS, DMS, Suchmaschine und es ist auch kein File-Server-Ersatz.
  • Der Einsatz von SharePoint löst nicht unbedingt die bereits existierenden Probleme. Wenn es bspw. Performance-Probleme innerhalb des Netzwerkes gibt, wird dies nicht durch den Einsatz von SharePoint gelöst (im Gegenteil).
  • SharePoint ist pauschal an allem Schuld. Tritt ein Fehler auf, ist die Fehlersuche nicht trivial.

Aus der Architektur-Sicht sehe ich weiterhin folgende Punkte als problematisch:

  • Die Komplexität einer SharePoint-Farm bzw. deren Architektur wird unterschätzt. Ich denke da gern an die Vielzahl von Komponenten die miteinander kommunizieren (AD, DB, Email, SharePoint, Randsysteme,…) oder die Anzahl an Datenbanken die von den WebApplications und ServiceApplications benötigt werden.
  • SharePoint ist skalierbar, besitzt aber Grenzen. Ein unbegrenztes Wachstum ist nicht möglich. Mit einer guten Anforderungsaufnahme sowie der Erstellung einer Informationsarchitektur können viele Höchstwerte zwar zeitlich nach hinten geschoben werden, aber irgendwann werden sie erreicht.
  • Schlecht entworfene Lösungen. Wobei das Problem hat man ja mit jedem Produkt bzw. Technologie.

Um das einleitende Problem eines unzufriedenen SharePoint-Nutzers noch einmal aufzugreifen: Ja es gibt eine ganze Reihe von existierenden Problemen im Zusammenhang mit der Nutzung von SharePoint. Die Ursache einer schlechten Nutzererfahrung ist aber im Detail zu prüfen. – Letztlich kann man es auch aus einer anderen Sichtweise sehen und behaupten: Den Status, dass sich jemand Gedanken um etwas macht und Verbesserungspotentiale identifiziert, muss man sich erst einmal erarbeiten.

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2 Antworten auf Stärken und Schwächen von SharePoint 2010

  1. Axel sagt:

    Ende Juli 2012 wurde eine Studie von AIIM über Motive, Erwartungen und Lücken veröffentlicht. Woflgang Miedl von SharePoint 360 hat die Zusammenfassung auf Deutsch verfasst. > Insgesamt wird das von mir gezeichnete Bild bestätigt.

  2. A. Schiemann sagt:

    Eine weitere Schwäche aus meiner Sicht ist die nicht 100%ige Unterstützung der Mehrsprachigkeit. Siehe dazu den Microsoft Artikel: http://technet.microsoft.com/en-us/library/ff805062.aspx#Section7

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